Dolce Vita in Rimini Im August eröffnete in Rimini das lang ersehnte Fellini-Museum an drei stimmungsvollen Standorten in der Altstadt: Castel Sismondo, Palazzo del Fulgor und Piazza Malatesta. Fellini und Rimini Wer alt genug ist, mag sich erinnern: Die Rennwagen der Mille-Miglia-Rallye, die über die 2.000 Jahre alte Tiberiusbrücke rasen. Die Schneeballschlacht am Pigna-Brunnen und die Szene mit dem Pfau. Der linkische Verführungsversuch im Cinema Fulgor. Und natürlich das märchenhafte Grandhotel, Ort glamouröser Partys, die von der einheimischen Jugend klammheimlich durchs Gebüsch beobachtet werden. „Wir erspähten die nackten Rücken von Frauen, die wie Gold erschienen, umfangen von den Armen der Männer im weißen Smoking“, schreibt Federico Fellini Jahre später in seinem Buch „La mia Rimini“. Der weltberühmte Regisseur kam 1920 in Rimini zur Welt und kehrte auch später immer wieder aus seiner Wahlheimat Rom in seine Geburtsstadt zurück. Kulturelles Erbe In der Heimatstadt des bekannten Filmemachers wird nun das Fellini Museum Rimini eröffnet. Das diffuse Museumszentrum ist das weltweit größte Museumsprojekt, das dem Genie, der hinter Kultfilmen wie La Strada, Amarcord oder La Dolce Vita steht, gewidmet ist. Ein magischer Ort, der Emotionen weckt und in dem sich Innovation, Forschung und Experimente mit den klassischen Regeln der Kunst messen. Dabei geht es nicht darum, das filmische Werk Fellinis als Ganzes zu präsentieren. Auch nicht um eine Hommage an den 1993 verstorbenen Regisseur. Man möchte vielmehr das kulturelle Erbe des großen Filmemachers in der Geschichte des Kinos aufwerten und die Stadt, die eine so wichtige Rolle in vielen seiner Filme spielt, zu einem räumlichen und konzeptuellen Rundgang verdichten. Dem Besucher soll eine immersive Erfahrung geboten werden, ein nahtloser Übergang von Gedanken und Orten, von Innen- und Außenräumen, von partizipativen Erzählungen und Dialogen, die Rimini zum Ausgangspunkt einer imaginären Reise und zum Schlüssel zu einer Welt, in der alles vorstellbar ist, machen. Historische Altstadt Das Museum entfaltet sich um drei zentrale Punkte in der Altstadt des historischen Badeorts: Castel Sismondo, eine mächtige, von Filippo Brunelleschi entworfene Festung aus dem 15. Jahrhundert; Palazzo del Fulgor, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert. In dessen Erdgeschoss ist das legendäre Cinema Fulgor untergebracht, das in Amarcord verewigt und vom dreifachen Oscar-Preisträger Dante Ferretti renoviert wurde; Piazza Malatesta, eine große, teilweise begrünte Fläche mit Veranstaltungsstätten und Kunstinstallationen. Der riesige Wasserschleier erinnert an den antiken Burggraben und eine große runde Bank ist, wie im Finale von 8½ als Hymne, an das Leben, die Solidarität und den Wunsch nach Gemeinsamkeit bedacht. In seiner neuen Gestaltung wirkt Piazza Malatesta wie ein weitläufiger Platz der Träume. Ein nicht nur symbolischer Ring umschließt das kulturelle Herz Riminis mit dem Fellini-Museum, dem von Giuseppe Verdi eingeweihten und 2018 restaurierten Teatro Galli und dem in zwei Palästen aus dem 14. Jahrhundert untergebrachten Zentrum für zeitgenössische Kunst PART (Palazzi dell’Arte Rimini). Das Projekt ist Teil eines großangelegten Plans, der die Sanierung der Infrastruktur sowie die Aufwertung des kulturellen und architektonischen Erbes der Stadt und ihres historischen Zentrums vorsieht. Fellini-Museum Das neue Fellini-Museum versteht sich als Ort der Kreativität im Zeichen des visionären Geistes Fellinis. Es wurde vom Kulturministerium in die Liste der wichtigsten Projekte des nationalen Kulturerbes aufgenommen und wurde vom Kulturminister Dario Franceschini im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig, auf dem Lido von Venedig vorgestellt.Riminis Bürgermeister zeigt sich stolz über das neueste große Projekt in seiner Stadt: „Das Fellini-Museum hat für Rimini die gleiche Bedeutung und den gleichen Stellenwert, wie das Guggenheim-Museum für Bilbao“, kommentiert Riminis Bürgermeister Andrea Gnassi. Das Fellini-Museum wird ein visionärer Ort in ständiger Entwicklung sein, an dem Forschung, der unablässige Beitrag von Kunst und Künstlern mit Innovation und Technologie kombiniert werden, um Fellinis poetisches Erbe zu fördern. Ein Museum, das die Filmwelt Fellinis nicht als fertiges Werk, dem man huldigen muss, interpretieren will, sondern als Schlüssel zu „tutto si immagina“ (alles vorstellbar). Das war Fellinis Vorstellung, und das wird der Schlüssel zu diesem großen Museum sein.“ Besucher mit einem Green Pass können ihren kostenlosen Besuch auf der Website des Museums buchen. Photos: ArchivioComuneRimini; APT_Servizi_Regione_Emilia_Romagna;